Der neue Sportkreis-Vorsitzende Stefan Backhaus sieht die Rückgewinnung von Vereinsmitgliedern als vorrangige Aufgabe – und will dabei selbst mit einer „Fitnesstour“ durch den Landkreis vorangehen
Von Marcello Di Cicco
Marburg. Es ist wahrlich kein Unbekannter, der jüngst als Nachfolger von Jürgen Hertlein für die kommenden drei Jahre das Amt des Vorsitzenden des Sportkreises Marburg-Biedenkopf übernommen hat. Im Gegenteil, viele Sportlerinnen und Sportler, aber auch Vereinsverantwortliche dürften Stefan Backhaus aus Hatzbach bereits gut kennen.
In den vergangenen elf Jahren machte er sich im Kreis als lizenzierter Fitness- und Athletiktrainer in vielen Vereinen und in ganz unterschiedlichen Sportarten einen Namen, gehörte vier Jahre lang zum festen Betreuerstab der Fußballer des TSV Eintracht Stadtallendorf. Seit seinem 16. Lebensjahr ist der 58-Jährige Tennistrainer, spielt noch für den TSV Kirchhain und Marburger TC.
Nun tritt der gebürtige Wehrdaer zumindest in diesem Bereich etwas kürzer. „Das einzige Projekt, das ich weiter verfolge, ist die Frauen-Mannschaft des TSV Kirchhain in der Tennis-Verbandsliga, die ich weiterhin trainiere. Ich habe den Mädels aber schon gesagt: ‚Wenn hier und da mal was ausfällt, seid mir nicht bös’.‘“
Es könnte durchaus so kommen, denn auf Backhaus wartet viel Arbeit, viele Termine, hat die Corona-Pandemie doch auch den organisierten Vereinssport hart getroffen. 2020 zählte der Sportkreis 82 522 Mitglieder in 388 Vereinen, 2017 waren es noch 85 340. Auffällig: Insbesondere im Jugendbereich ist der Wegfall an Mitgliedern im Verhältnis betrachtet größer (2017: 23 271; 2020: 20 987). „Beim Sportkreistag Ende Oktober hat sich herauskristallisiert, dass wir in den Vereinen einen recht hohen Mitgliederschwund haben – insbesondere bei jungen Menschen. Dieses Signal ist angekommen. Es muss Priorität haben, dass dieser Trend nicht fortgesetzt wird, und es muss uns gelingen, Jung und Alt wieder in die Vereine zurückzuholen“, sieht Backhaus „eine Mammutaufgabe“, bei der der verheiratete Kriminalbeamte vorangehen will.
Dazu möchte er seine Kontakte nutzen, aber auch neue Kontakte knüpfen – gerne auf sportlichem Wege, in einer Art kleinem Modellprojekt. „Ich will das Ehrenamt mit der Praxis kombinieren“, fasst Backhaus sein Vorhaben zusammen. In nächster Zeit will der 58-Jährige vor allen Dingen in Gespräche kommen, dafür kurze Trainingseinheiten bei Vereinen anbieten, anschließend mit Sporttreibenden diskutieren, um herausfinden, wo der Schuh drückt – und um die Bekanntheit des Sportkreises zu steigern.
„Wir müssen aktiv werden, dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen und denken, dass bald wieder alles wie vorher ist. Das glaube ich eher nicht“, sagt Backhaus und nennt beispielhaft, dass sich Menschen während des Lockdowns auch mangels Alternativen daran gewöhnt hätten, zu Hause Sport zu treiben. Speziell darauf ausgerichtete Internet-Angebote gebe es dafür. Sie machten es Vereinen mit deren Angeboten nicht leicht.
„Vor diesem Hintergrund müssen wir uns überlegen, was wir tun, damit uns die Leute nicht weglaufen“, sagt der neue Sportkreis-Chef, der Sport nicht nur als wichtigen Baustein für die Sozialisierung von Menschen erachtet, sondern auch „als Fundament“ sieht, „das fast jeder braucht, um seine Speicher aufzufüllen“. Mit seiner neuen Arbeit will er nun „etwas zurückgeben“, sagt der Hatzbacher.
Der Sportkreis könne Vereinen und Sporttreibenden bei der Umsetzung helfen. Deshalb hofft Backhaus inständig darauf, dass sich Vereine einbringen – gerne auch kritisch, betont er im OP-Gespräch. „Wir wollen aktiver und transparenter werden und unseren Service verbessern“, sagt Backhaus.
Quellenangabe: OP Marburg/Ostkreis vom 10.11.2021